11.3.07

Wie aus dem Röslein eine Rose wird (Teil 2)

Theo wird an seine neuen Halter übergeben


Von Anja Willems, eingeschickt am 11.03.2006 12:31

Die ersten Wochen mit Theo, die Rose von Jericho


Wie lange diskutierten wir schon, ob wir tatsächlich einen zweiten Begleiter dazu nehmen sollten?! Da wurde dort mal gesurft und hier mal gesucht .... sollten wir es wirklich wagen? Es ist doch alles so unkompliziert mit unserem Ersthund Barnaby!! Wollen wir das ruhige Leben beenden und nach drei Jahren Hundeschule noch mal bei Null oder Minus anfangen?? JA!! Das ist es!!
Also mal wieder auf der Krambambulliseite gesurft, denn es sollte ja ein Jagdhund sein! Es war Samstag als mein Mann sagte, schau doch mal dieser DD Rüde, es ist als ob er mich ansehen würde! Da wusste ich er hatte sich in "Theo" verguckt! Okay dachte ich dann füllen wir ein Interessenformular aus, um die eine oder andere Frage noch beantwortet zu bekommen. Mittwochs darauf (nach einigen Telefonaten mit den Kontaktpersonen) kam der Anruf: Sie können Theo besuchen kommen und ggfs. mit zu sich nehmen wenn alles zueinander passt!

Uuuppsss....jetzt war es soweit, hatte ich mir doch immer gewünscht,dass es plötzlich los gehen würde ohne viel Theater vorher! Sonntags darauf (nach 7 Tagen) hatten wir einen Termin mit der Pflegestelle!!! Also Sonntags in der Frühe aufgestanden mit Barnaby Gassi gehen, das Navi mit Infos füttern ..... Dann ging es schon los: Das Navi hatte sich Tiefen entladen, ausdrucken! Ja! Der Drucker kaputt .... wie fängt denn dieser Tag schon an! Also man nehme Papier und Stift so geht's ja auch!! Zwei Stunden später waren wir dann endlich auf der Autobahn ins tiefste Hessen unterwegs! Die Fahrt war furchtbar, wir waren so aufgeregt! Ist es wirklich das Richtige??? Okay uns war klar Barnaby sollte es entscheiden, ob Theo der Richtige für ihn war! Dann waren wir da!

.... Theo kam , sah und siegte ..... nach nicht mal einer Minute hatten wir für uns entschieden, das ist er!!! Ein Gespräch, ein Spaziergang eine Unterschrift, Barnaby mochte ihn auch direkt, diesen kleinen, klapprigen ( weil sehr dünn ) Schwarzschimmel DD Rüden Theo!! Passte doch 8 Monate alt .... Denkste!!! Zu Hause angekommen (mit Theo) begann eine wunderbare Zeit!! Der erste Abend war sehr aufregend, wollte man doch beiden Hunden gerecht werden ... den einen nicht vernachlässigen, den nächsten nicht verunsichern ... hatten wir doch so viele Bücher über Zweithunde gelesen! Dann eine Woche später nach einem Besuch in der Hundeschule (wo ich mit Theo bei den Junghunden landete), fragende Gedanken : Wieso spielt Theo so verhalten?? Na klar fehlende Prägung ...... logisch! Aber wieso hat er so abgenutzte, älter wirkende Zähne?? Na klar: schlechtes Futter und wahrscheinlich Abnutzung der Zähne beim Fluchtversuch aus dem Tierheim!! Denkste!! Erst der Besuch beim Tierarzt betätigte unseren Verdacht: Theo ist KEIN Junghund , Theo ist ca. 2,5 Jahre alt!! Bumm .. da traf uns das Brett auf die Stirn! Der Tierarzt (auch Jagdhundfan) konterte direkt, aber sie geben ihn doch nicht mehr fort ...DD sind so gelehrig! NEIN!!! Theo gehört zu uns!! Der kleine Racker ist übrigens ansonsten super fit und gesund!! Und er passt perfekt zu uns oder wir zu ihm!! Tja so wurde aus einem kleinen Röslein eine ausgewachsene Rose!!! Und das Leben hat sich verändert, das Zusammen sein mit zwei Hunden ist noch schöner!!! Und Theo wollen wir nicht mehr missen! Dieser kleine Kerl hat unser Herz im Sturm erobert!!! Barnaby mag ihn auch nicht mehr missen!!

Anja Willems
Anmerkung zu Theo:Anfang August 2005 hatte ich die Möglichkeit das Waldtierheim der Organisation Shkd von Robert Smith in Istanbul zu besuchen. Neben mehreren Jagdhunden fiel mir ein halbwüchsiger DD schwarzschimmeliger Farbe ins Auge. Auf Nachfrage bei den Pflegern erzählte man mir, er sei vor einigen Monaten mit seiner Schwester als Welpe ins Tierheim gekommen. Die Schwester verstarb noch als Welpe. Diese Angaben wurden mir in Deutschland von einer Tierschutzkollegin einer anderen Organisation bestätigt, welche den Hund schon über längere Zeit beobachtete und die Möglichkeit zur Übernahme nicht hatte.

Die Altersbestimmung unsere Auslandshunde ist mit Sicherheit eine der schwierigsten Aufgaben, die sich uns und den Tierärzten immer wieder stellt.

Die Hunde werden in sehr großen, nur grob strukturierten Rudeln gehalten. Mobbing, Futterneid, ja sogar das Reduzieren der Hundepopulation gehört zum Alltag solch eines zusammengewürfelten Rudels in manch ausländischem Tierheim. Es trifft meist die Alten, die Kranken und die unerfahrenen Jungen. Für die meisten Mitglieder, so auch Theo geht es ums blanke Überleben. Spielerische Prägung, wie in Deutschland gefördert, ist dort der Ernst des Lebens. Die Jundhunde, wenn sie sich einen Platz in der Rangordnung erkämpfen konnten, vertreiben sich ihre Zeit mit höchst unnützen Dingen wie Eisenstäbe annagen oder die Holzhütten zerbröseln. Die Mangelernährung kommt noch hinzu, so weist das Gebiss eines jungen Hundes oft schon erhebliche Gebrauchspuren auf. Auch wissen wir, das die ausländischen Kollegen oft nicht in der Lage sind eine exakte Altersbestimmung zu machen oder gerne den Hund verjüngen. Im Fall von Theo bin ich mir jedoch relativ sicher einen 40cm Junghund hinter Gittern erlebt zu haben, der nichts zu lachen hatte.

Wir klären nach bestem Wissen immer die neuen Besitzer über das eventuelle Alter auf und würden keinem Jagdhund einen Gefallen tun, ihn zu verjüngen. Das Altersschema muß zum neuen Besitzer ja auch unbedingt passen. Trotzdem erleben wir immer wieder hierbei die größten Überraschungen. Manchmal ist der Vizsla-Senior mit dem weißen Gesicht und dem gekrümmten Skelett, nach einem halben Jahr auf wundersame Weise zum Mitvierziger geworden, welcher es nochmal wissen will oder im Fall von Theo; ein Junghund ohne Jugend, der schon mehr erlebt hat als so mancher mittelalte behütete deutsche Jagdhund.
Aber egal wer sich jetzt irrt! Theo ist das ziemlich egal und seine neuen Besitzer legen Ihre Sympathieskala nicht in Monaten an.
Gabriele Winter
weiter zu Teil 3

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